In Zürich und anderswo droht die Schulausgrenzung

[ Bulletin DEI, Dezember 1998 Band 4 Nr 4 S. 15 ]

Der Gemeinderat von Dietikon (ZH) hat am 19.11.1998 das Postulat eines seiner Mitglieder angenommen, das die Trennung der deutschsprachigen von den fremdsprachigen Schülern verlangt. Einige Tage später musste der Stadtrat von Bern über einen gleichen Vorstoss beraten, gegen den eine heftige Opposition laut wurde. Dem negativen Entscheid wurde in Bern glücklicherweise das in der Bundesverfassung verankerte Diskriminierungsverbot zugrunde gelegt.

Schon die Kleinklassen fördern die Ausgrenzung fremdsprachiger Kinder. Von 1980/81 auf 1993/94 ist der Index der ausländischen Schüler in Kleinklassen sprunghaft von 100 auf 251,8 gestiegen während umgekehrt derjenige der Schweizer Schüler von 100 auf 75,8 sank. Diese Anteile sind vollkommen unverhältnismässig, wenn die Gesamtzahl der ausländischen Kinder, die Schweizer Schulen besuchen, berücksichtigt wird. Wegen der Stigmatisierung, die den Schülern aus Kleinklassen anhaftet und die kaum gelöscht werden kann, hat der Kanton Genf diese schon 1978 abgeschafft.

Das Problem liegt bei der mangelhaften Information darüber, dass fremdsprachige Kinder mit Sprachschwierigkeiten nicht auch lernbehindert oder -unfähig sind. Die Pägogikwissenschafter und die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) versuchen, eine offene Schule zu propagieren, die allen Kindern integrierende Unterrichtsmethoden anbietet, damit alle SchülerInnen sich ihren Fähigkeiten entsprechend entwickeln können. In Kantonen, die ihre alten Unterrichtsmethoden beibehalten, ist das alles nur ein frommer Wunsch.

(Quellen: Le Temps, 19.11.1998; Tribune de Genève, 20-21.11.1998; Der Bund, 23.11.1998.)


Afficher un article Les sources des articles disponibles dans la recherche sont l'historique des bulletins DEI, la Convention des droits de l'enfant ainsi que certaines publication de DEI. In Zürich und anderswo droht die Schulausgrenzung [ Bulletin DEI, Dezember 1998 Band 4 Nr 4 S. 15 ] Der Gemeinderat von Dietikon (ZH) hat am 19.11.1998 das Postulat eines seiner Mitglieder angenommen, das die Trennung der deutschsprachigen von den fremdsprachigen Schülern verlangt. Einige Tage später musste der Stadtrat von Bern über einen gleichen Vorstoss beraten, gegen den eine heftige Opposition laut wurde. Dem negativen Entscheid wurde in Bern glücklicherweise das in der Bundesverfassung verankerte Diskriminierungsverbot zugrunde gelegt. Schon die Kleinklassen fördern die Ausgrenzung fremdsprachiger Kinder. Von 1980/81 auf 1993/94 ist der Index der ausländischen Schüler in Kleinklassen sprunghaft von 100 auf 251,8 gestiegen während umgekehrt derjenige der Schweizer Schüler von 100 auf 75,8 sank. Diese Anteile sind vollkommen unverhältnismässig, wenn die Gesamtzahl der ausländischen Kinder, die Schweizer Schulen besuchen, berücksichtigt wird. Wegen der Stigmatisierung, die den Schülern aus Kleinklassen anhaftet und die kaum gelöscht werden kann, hat der Kanton Genf diese schon 1978 abgeschafft. Das Problem liegt bei der mangelhaften Information darüber, dass fremdsprachige Kinder mit Sprachschwierigkeiten nicht auch lernbehindert oder -unfähig sind. Die Pägogikwissenschafter und die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) versuchen, eine offene Schule zu propagieren, die allen Kindern integrierende Unterrichtsmethoden anbietet, damit alle SchülerInnen sich ihren Fähigkeiten entsprechend entwickeln können. In Kantonen, die ihre alten Unterrichtsmethoden beibehalten, ist das alles nur ein frommer Wunsch. (Quellen: Le Temps, 19.11.1998; Tribune de Genève, 20-21.11.1998; Der Bund, 23.11.1998.)