Im Juli 2003 wurde ein ehemaliger Berner Heimerzieher zu einer Zuchthausstrafe von sechs Jahren verurteilt, ebenfalls zu einer ambulanten psychotherapeutischen Behandlung. Sechzehn Jahre lang hatte der Mann im Heim, wo er arbeitete, und zu Hause sexuelle Kontakte zu Zöglingen gehabt. Die Übergriffe gingen weiter, auch nachdem er seine Stelle im Heim gekündigt hatte. Zu Beginn der Übergriffe waren vier der sechs Opfer unter 16 Jahre alt, so dass der Tatbestand der sexuellen Handlungen mit Kindern erfüllt war (Art. 187 des Strafgesetzbuches - StGB). In allen sechs Fällen handelte es sich aber nicht um sexuelle Handlungen mit Abhängigen, sondern um sexuelle Nötigung, die nach Art. 189 StGB schwerer bestraft wird. Bei der Urteilsverkündung erklärte die Gerichtspräsidentin, es sei unvorstellbar, dass ein Erzieher in einem kantonalen Schulheim über mehrere Jahre praktisch ungestört Kinder sexuell ausbeuten konnte.

Im Zusammenhang mit diesen und früheren Ereignissen hat die Berner Verwaltung eine Diskussion über Verbesserungsmassnahmen eingeleitet. Seit dem 1. Januar 2003 gelten Vorgaben zur Strukturqualität in den 180 Institutionen, die dem Heimverband Bern angeschlossen sind. Eine regelmässige Kontrolle wird zur Grundvoraussetzung für die Betriebsbewilligung und die Schliessung eines Leistungsvertrages mit dem Staat. Die Errichtung einer unabhängigen Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche aus Schulheimen wird auch ins Auge gefasst. Bis 2006 müssen in allen Heimen Kontrollinstrumente eingeführt werden und ab demselben Jahr wird eine periodische amtliche Überprüfung aller Heimorganisationen stattfinden.