Deprecated: mysql_pconnect(): The mysql extension is deprecated and will be removed in the future: use mysqli or PDO instead in /home/clients/dd97c3d1555e010b40d5c268f7caf91f/web/338/dei/includes_c/inc_dbopen.php on line 48
Défense des enfants international
section suisse
 
Afficher un article
Les sources des articles disponibles dans la recherche sont l'historique des bulletins DEI, la Convention des droits de l'enfant ainsi que certaines publication de DEI.


Kinder vor Gericht – Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt
Regula Gerber Jenni

  
[ Bulletin DEI, décembre 2006 Vol 12 No 4 p.20 ]


Am 1. September 2006 hat unter der Leitung von Prof. Dr. Alexandra Rumo-Jungo, Lehrstuhl für Zivilrecht an der Universität Freiburg, die interdisziplinäre Forschung „Kinder vor Gericht“ begonnen. An der Studie beteiligen sich Prof. Dr. Guy Bodenmann (Departement für Psychologie, Universität Freiburg), Prof. Dr. Pasqualina Perrig-Chiello (Institut für Psychologie, Universität Bern) und Prof. Dr. Nicolas Queloz (Departement für Strafrecht, Universität Freiburg). Das Forschungsprojekt untersucht, wie und mit welchen Konsequenzen Richterinnen und Richter das Auftreten und die Aussagen von Kindern beurteilen, und will urteilsrelevante Faktoren für die gerichtliche Entscheidfindung bestimmen.

Die UNO-Kinderrechtskonvention garantiert das Recht des Kindes, in allen es berührenden Gerichts- und Verwaltungsverfahren gehört zu werden. Damit verbunden ist die Frage, wie Richterinnen und Richter Kinder in der Anhörung wahrnehmen und mit welchen Konse-quenzen sie deren Aussagen würdigen. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt (Recht, Psychologie) untersucht diesen Aspekt, indem es urteilsrelevante Faktoren für die gerichtliche Entscheidfindung ermitteln und neue Erkenntnisse über die Modalitäten der Anhörung des Kindes in gerichtlichen Verfahren sowie über den Stellenwert seiner Aussagen für die Entscheidfindung generieren will. Die Studie ist zugleich ein Beitrag zur Theorie der Prozessfähigkeit, zur prozessualen Stellung und zum rechtlichen Gehör von Minderjährigen.

Nach rechtlicher Auffassung hängt die Urteilsfähigkeit des Kindes eng mit dessen Alter zusammen. Das wirkt sich einerseits dahingehend aus, dass der kindlichen Aussage umso mehr Gewicht zukommt, je älter das Kind ist. Andererseits stellt das Gericht auch für den Fall, wo eine kindliche Handlung und der entsprechende Grad an Urteils- und Verschuldensfähigkeit zu beurteilen ist, auf das Alter des Kindes ab. Es besteht die Hypothese, dass – neben dem Alter – auch andere Faktoren, wie beispielsweise der Tatkontext, kognitive Prozesse, situative Effekte, die Persönlichkeit der Richter und Richterinnen, sowie Merkmale des Kindes, eine bestimmende Rolle bei der Entscheidfindung spielen. Dies ist anhand eines exemplarischen gerichtlichen Verfahrens, in welchem eine Handlung des Kindes Gegenstand des Prozesses ist und das Kind dem Gericht als Opfer oder Täter/in gegenüber steht, empirisch nachzuprüfen. Dabei werden insbesondere zwei Variablen – die Parteirolle (Täter/Opfer im zivilrechtlichen Sinn) und das Geschlecht des Kindes – berücksichtigt.

Der rechtsdogmatische Teil des Projekts analysiert die juristischen, namentlich die verfahrensrechtlichen Grundlagen de lege lata und de lege ferenda. Der empirische Teil untersucht anhand einer Befragung von 128 Richterinnen und Richtern, wie die anhörende Person das Kind wahrnimmt, welche Urteils- und Verantwortungsfähigkeit sie ihm zuschreibt und wie sich dies auf ihre Entscheidfindung auswirkt. Die interdisziplinäre Ausrichtung der Forschung gewährleistet, dass entscheidrelevante psychologische Faktoren bei der gerichtlichen Beurteilung von Kindern und ihren Aussagen auch in Rechtsetzung und Rechtsanwendung, namentlich im Hinblick auf die Einführung der schweizerischen Zivil- und Strafprozessordnung und des Bundesgesetzes über das schweizerische Jugendstrafverfahren, einfliessen.







© DEI - NetOpera 2002 - 2008 contact Conception et réalisation: NetOpera/PhotOpera,





niak2