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Défense des enfants international
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Der Arxhof, Massnahmenzentrum für junge Erwachsene - geringe Rückfälligkeit

Von Daniel Müller, Lic.phil.
Direktionsassistent Arxhof
daniel.mueller@bl.ch

  
[ Bulletin DEI, décembre 2009 Vol 15 No 4 p.III-IV ]



Der Arxhof, Massnahmenzentrum für junge Erwachsene, bei Niederdorf (BL), ist eine sozialtherapeutische Institution des Straf- und Massnahmenvollzuges. Es gibt in der Schweiz vier Massnahmenzentren für junge Erwachsene(1). Alle verfolgen das Ziel, jungen Straftätern den Ausstieg aus ihrer kriminellen und oftmals von Sucht geprägten Vergangenheit zu ermöglichen und sie wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Jede der vier Institutionen arbeitet mit einem eigenen Konzept um dieses Ziel zu erreichen.

Keine Wache, kein Zaun


Der Arxhof verfügt über 46 Plätze für straffällige, süchtige und gewalttätige junge Männer zwischen 17 und 25 Jahren, die auf Grund eines Gerichtsurteils(2) eingewiesen werden. Der Arxhof ist eine vollständig offene Anstalt. In der Regel wird auf jede Form des Einschliessens verzichtet. Für Bewohner mit einem zu hohen Fluchtrisiko steht zu Beginn ihres Aufenthaltes ein speziell gesichertes Zimmer zur Verfügung. Es wird auf ein komplexes System von Beziehungen gesetzt, das den Bewohner an die Gemeinschaft binden soll. Von Anfang an muss jeder Verantwortung übernehmen für sich, seine Kollegen und die gemeinsamen Ziele. Diese Verantwortung wird im Verlaufe des Aufenthaltes immer grösser.

Wohngruppen und Abstinenz


Der Arxhof ist eine abstinenzorientierte Einrichtung. Der Konsum von Drogen aller Art, auch von Alkohol sowie die Androhung oder Ausübung von Gewalt wird nicht toleriert. Die Bewohner werden mit normalen Lebensbedingungen konfrontiert: Arbeitszeiten, Anforderungen an die Produktivität sowie Aufgaben und Pflichten im Wohnpavillon mit jeweils acht bis zwölf Plätzen. Das Leben in diesen übersichtlichen Gruppen wird in täglichen und wöchentlichen Gesprächen aufgearbeitet. Eingeübt wird die Übernahme von Verantwortung für die Gruppe. Am Ende ihrer Massnahme sollen die jungen Männer fähig sein, ein Leben ohne Drogen und Gewalt zu führen und nicht mehr straffällig zu werden.

Sozial-Therapeutisches Milieu


Die Grundlage des Behandlungsangebotes bildet das Sozial-Therapeutische Milieu. Ein zentraler Leitgedanke dabei ist die Förderung der Eigenverantwortlichkeit der Bewohner. Dazu werden vier Ziele ins Auge gefasst: die Identifikation mit der Institution, die zunehmende Verantwortungsübernahme, das Lernen am Modell sowie die Schaffung eines geschützten Raumes. Die Mitsprache bei wichtigen Entscheidungen der Institution wird durch den Einsitz im Delegiertenrat und im Kulturrat sowie durch die Mitarbeit bei der Vorbereitung verschiedener Foren gesichert. Im Delegiertenrat können Wünsche und Vorschläge vorgebracht werden. Gleichzeitig wird aber auch über Disziplinararreste für Bewohner entschieden. Damit soll ein Maximum an Mitverantwortung der Bewohner für ein drogenfreies, gewaltfreies und subkulturfreies Klima erreicht werden.

Ausbildung, Sozialpädagogik, Psychotherapie


Die drei Bereiche Ausbildung, Sozialpädagogik und Psychotherapie sind sehr gut vernetzt und formen zusammen ein ganzheitliches Angebot. Die berufliche Ausbildung geniesst einen hohen Stellenwert - jeder Bewohner macht während seines Aufenthaltes eine zwei - bis vierjährige Berufsausbildung und besucht die interne Berufsfachschule. Der Arxhof führt eigene Lehrbetriebe mit einem Angebot von 21 verschiedenen Lernberufen(3). In den Wohngruppen fördern Sozialpädagogen und Sozialpädagoginnen die praktischen Fähigkeiten im Alltag und die Sozialkompetenz der jungen Männer. Die Psychotherapie hilft den Bewohnern destruktive Verhaltensmuster zu verändern und den Zugang zu ihrem Gefühlsleben wieder zu finden. Ausserdem finden Familiengespräche statt, welche auch zu einer Familientherapie vertieft werden können.


Schritt für Schritt - das Stufenkonzept


Das Stufenkonzept fordert von den Bewohnern zunehmende Übernahme von Selbstverantwortung und die Verbesserung sozialer Kompetenz. Jeder Bewohner durchläuft auf dem Arxhof drei Stufen - die Orientierungsstufe, die Entwicklungsstufe und die Realisierungsstufe. Der Übertritt von einer Stufe zur nächsten ist nicht so sehr an eine bestimmte Zeit gebunden, sondern hängt vielmehr vom Stand der individuellen Entwicklung ab. Die Bewohner müssen dokumentieren, dass sie reif für diesen Schritt sind. Rückstufungen aus pädagogischen oder therapeutischen Gründen sind möglich.

Die Orientierungsstufe - Beziehungen, Freizeit, Arbeit: Die ersten vier Monate verbringt ein neuer Bewohner im Eintrittspavillon. Er wird von der ganzen Gruppe aufgenommen und in die Regeln der Gemeinschaft eingeführt. Dort kann er erste persönliche Beziehungen knüpfen und sich auf das sozial-therapeutische Umfeld einstellen. Dabei wird der neue Bewohner bei der Gestaltung des Alltags und der Freizeit im Pavillon unterstützt. Der Bewohner schnuppert in dieser Zeit in mehreren Ausbildungsbetrieben. Am Ende dieser Stufe sollte er sich für einen Beruf entschieden haben.
Die Entwicklungsstufe - Ausbildung und Verantwortung: Die Entwicklungsstufe dauert mindestens 18 Monate. Sie ist geprägt von vertiefter Therapie, zunehmender Verantwortung und einem Arbeitsalltag, der ganz auf die Lehre ausgerichtet ist. In dieser Phase wohnen die jungen Männer in einem der drei Stammpavillons. <> widmet sich speziell der Behandlung von Süchtigen. Im Pavillon <> wird deliktorientiert mit Gewalttätern gearbeitet. Der Pavillon <> widmet sich speziell der allgemeinen Devianz. Mit Unterstützung der Sozialpädagogik ihres Pavillons entdecken die Bewohner neue oder verloren geglaubte Fähigkeiten und Talente. Zum therapeutischen Angebot gehören die Einzel- und Gruppentherapie sowie Gespräche mit der Familie oder der Partnerin. Bei der Ausbildung wird den oft erheblichen Bildungsdefiziten der jungen Männern viel Verständnis und Geduld entgegengebracht. Trotzdem müssen sie nach wirtschaftlichen Kriterien arbeiten und die Anforderungen der eidgenössisch anerkannten Abschlüsse erfüllen.
Die Realisierungsstufe - zwischen Arxhof und der Welt draussen: In der Realisierungsstufe bereiten sich die Bewohner auf die Ablösung von der Gemeinschaft vor. In dieser Phase geht es zunächst darum, das bisher Gelernte ausserhalb des Arxhofs anzuwenden. Die jungen Männer müssen in der Freizeit beweisen, dass sie Verantwortung für ihr Leben übernehmen können. Grösstenteils leben sie in einer der Aussenwohngruppen. Dort leben sie autonom, sind aber durch Ausbildung und Behandlungsprogramm eng mit dem Arxhof verbunden. Meist ist dies auch die Zeit der Lehrabschlussprüfungen. Ein Bewohner kann erst dann austreten, wenn er eine eigene Wohnung und einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz hat.

Erfolgskontrolle - <>



Im Rahmen der wissenschaftlichen Studie <>(4)wurde das Ziel verfolgt, differenzierte Rückfallkennzahlen der Massnahmenzentren für junge Erwachsene Arxhof/BL und Uitikon/ZH zu generieren. Grundsätzlich hat der Straf- und Massnahmenvollzug dann Erfolg, wenn er zur Verhinderung oder zumindest zu einer Verminderung der Rückfälligkeit von Straffälligen beiträgt. Somit dient diese Studie auch dem Nachweis der Wirksamkeit der Massnahme beziehungsweise der internen Qualitätskontrolle der Massnahmenzentren. Anzumerken ist, dass die Konzepte der beiden Institutionen von 2003, was dem letzten untersuchten Austrittsjahrgang entspricht, in der Zwischenzeit weiter überarbeitet und entwickelt wurden. Eine Echtzeit-Qualitätskontrolle ist im Straf- und Massnahmenvollzug faktisch nicht möglich.

Umfangreiche Daten Die Stichprobe der Studie umfasst 443 männliche Jugendliche und junge Erwachsene (Arxhof N=219), welche die Massnahmenzentren Arxhof und Uitikon in den Jahren 1994 bis 2003 verlassen haben. Grundsätzlich wurden alle Daten von den ehemaligen Bewohnern einerseits aus den Strafregisterauszügen und andererseits aus den Bewohnerakten der Institutionen gewonnen. Erfasst wurden die Nationalität, das Alter bei Eintritt, die Aufenthaltsdauer, der Abschluss einer Lehre oder Anlehre während der Massnahme und die Art des Austritts aus der Massnahme (regulär vs. Abbruch). Weiter wurden Informationen zur Art und Schwere von Index- und Rückfalldelikten in die Berechnungen miteinbezogen.

Tiefe Rückfallquoten


Von den regulär aus dem Arxhof austretenden Bewohnern werden nur 5.8% mit einem Gewaltverbrechen rückfällig, 19.8% mit einem beliebigen anderen Verbrechen (z.B. Diebstahl, Bestechung oder Verbrechen gegen das Betäubungsmittelgesetz). Die regulär aus der Massnahme Entlassenen werden insgesamt zu 45.3% rückfällig, wobei zu berücksichtigen ist, dass bei dieser Kennzahl unter anderem bereits eine Übertretung des Strassenverkehrsgesetzes oder das Schwarzfahren in öffentlichen Verkehrsmitteln als Rückfall gewertet wird. Verglichen mit der Schwere der Indexdelikte sind solche oder ähnliche Verstösse als harmlos zu taxieren. Vergleicht man diese Rückfallzahlen mit Ergebnissen ähnlicher Studien wie zum Beispiel Egg (1990), Fink (2000), Urbaniok et al. (2006) oder Wille (2007), letzterer berichtet von Rückfallquoten bis 80% in deutschen Jugendgefängnissen, so kann man von einem erfreulichen Resultat sprechen, welches einen Nachweis der Wirksamkeit des Massnahmenvollzugs an jungen Erwachsenen darstellt.

Weniger schwere Delikte nach Massnahme


Weiter beachtenswert ist, dass ehemalige Bewohner welche rückfällig werden, im Durchschnitt nach der Massnahme weniger schwere Delikte begehen als vor der Massnahme. Man spricht hier von einer Deliktschwereabnahme, was durchaus als zusätzlicher Erfolg gewertet werden kann.


1 Arxhof/BL, Uitikon/ZH, Kalchrain/TG, Pramont/VS
2 Aufgenommen werden junge Erwachsene, die aufgrund von Art.61 StGB eingewiesen werden, junge Erwachsene mit einer Suchtproblematik, wo eine Massnahme nach Art.60 StGB angezeigt ist sowie junge Erwachsene, die einer stationären therapeutischen Massnahme bedürfen (Art.59 StGB). Daneben gehören Jugendliche, die mit einer Massnahme nach Art.15 JStGB belegt sind (Art.16 Abs.3 JStGB) zur Klientel des Arxhofes. Selten sind Einweisungen gemäss Art.307 oder 405 ZGB.
3 Verschiedene Berufslehren in folgenden Bereichen: Forst, Schreinerei, Malerei, Metallbau, Gartenbau, Technischer Dienst, Verwaltung (KV), Küche
4 Das Originaldokument der Studie ist als PDF-Datei auf der Internetseite www.arxhof.ch abrufbar.








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