Die Sendung „Temps Présent" hat kürzlich einen Beitrag über Michel Lachat, den Präsidenten der Jugendstrafkammer Freiburg wiederholt, die bei ihrer Erstausstrahlung letztes Jahr im Oktober beim Publikum in der Romandie auf grosses Interesse gestossen ist. Die Reportage hat die Zuschauer mit einigen strittigen Themen des Jugendstrafrechts vertraut gemacht, wie beispielsweise mit dem Ablauf der mündlichen Verhandlungen und der Inhaftierung von Jugendlichen, vor allem bei der Untersuchungshaft. Im Juni wies Michel Lachat erneut auf die Notwendigkeit einer geschlossenen Haftanstalt speziell für jugendliche Straftäter hin. Nun hat das Parlament des Kantons Waadt am 21. Juni 2011 die Finanzierung einer solchen Einrichtung beschlossen, welche Straftätern von 15 bis 18 Jahren vorbehalten ist, die zu harten Gefängnisstrafen oder Disziplinarmassnahmen verurteilt sind oder in Untersuchungshaft sitzen. Das Gefängnis, das Kapazitäten für bis zu 54 Jugendliche haben wird, soll nach aussen hin maximale Sicherheit garantieren, damit die Bedingungen innerhalb der Haftanstalt so entspannt wie möglich gestaltet werden können. Das Personal, das aus 27 Erziehern in Vollzeit und 13 Wärtern besteht, hat die Aufgabe, die Insassen mittels Förderunterricht, Workshops, sportlichen Aktivitäten und psychologischer Betreuung auf die Wiedereingliederung vorzubereiten. Nicolas Queloz, Professor für Strafrecht und Kriminologie an der Universität Freiburg, macht anhand von Fällen aus der Praxis auf die Probleme aufmerksam, die sich aus der neuen Schweizerischen Strafprozessordnung für jugendliche Straftäter unter 15 Jahren ergeben (siehe Dossier S. I-II). Dr. Christoph Hug, ehemaliger Leitender Jugendanwalt in Zürich, äussert sich ebenfalls zum Thema Untersuchungs- und Sicherheitshaft im Jugendstrafverfahren (siehe Dossier S. III-IV).

Ein an der Sommeruniversität Louvain organisiertes Seminar (siehe S. 9) ruft uns in Erinnerung, dass sich die Medien bei ihrer Darstellung von Jugendlichen oft auf zwei Stereotypen beschränken: den Kriminellen und das Genie – dabei werden die Kinder und Jugendlichen unberücksichtigt gelassen, die nicht unter diese Kategorien fallen. Doch wie sehen gerade diese Jugendlichen die Medien und wie nutzen sie sie für sich? Der Bericht JAMES nähert sich der Frage, welches der Umgang mit diesen von den Medien entworfenen Klischees sein könnte.

Michael Häusermann und Nathaniel King vom Verein Dialogai haben sich unseren Fragen zum Thema Suizid bei jungen Homosexuellen gestellt. Erstgenannter gehört zu den Verfassern der Studie „Projet santé gaie“, und Letzterer arbeitet derzeit an der Evaluierung des Projekts Totem, welches in Anlehnung an die Ergebnisse der Studie ins Leben gerufen wurde (siehe S. 11-12).

Während uns Diane Crittin über den Stand des Jugendstrafrechts in Burundi aufklärt, wo sie für die Belgische Agentur für Entwicklungszusammenarbeit im Einsatz ist (siehe S. 4), berichtet Claudia Josi über das richtungsweisende Urteil des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte zum Recht auf eine Identität für Kinder von „verschwundenen“ Eltern (siehe S. 7).

Zum Schluss informiert uns Stéphanie Hasler über die Ereignisse bezüglich der Kinderrechte im Parlament: Strafbarkeit von Genitalverstümmelungen und Erhöhung des gesetzlichen Mindestalters für Prostituierte stehen bei den Gesetzesänderungen des Schweizerischen Strafgesetzbuches auf dem Programm (S. 15).

Übersetzung : Katrin Meyberg
Hier können Sie sich die Sendung anschauen (in französischer Sprache): http://www.tsr.ch/emissions/temps-present/3221719-le-juge-et-les-mineurs-2e-partie-rediffusion-du-07-10-2010.html