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Philosophie für Kinder par Laetitia Bernardinelli, Claire Descloux & Catherine Christodoulidis, Membres de proPhilo [ Bulletin DEI, décembre 2014 Vol 20 No 1 III-IV ] Kurzer Rückblick Ende der 1960er Jahre erzählte der amerikanische Philosoph Matthew Lipman in einem kurzen Roman die Geschichte einer Gruppe von Schülern, die sich auf den Weg gemacht hatte, um die Prinzipien der philosophischen Denkweise zu entdecken. Dieser erste Essay Lipmans, Harry Stottelmeiers Entdeckung, richtet sich an Kinder von zehn bis zwölf Jahren. Zentrales Motiv ist das Studium der Logik: In der Geschichte wird eine Lerngemeinschaft erschaffen, in der Jede und Jeder an der gemeinsamen Suche nach dem Sinn und der Wahrheit der vorkommenden Themen teilnehmen kann. In diesem Roman erkennt man die zentrale Idee, die seither die praktische Auseinandersetzung von Kindern mit Philosophie geprägt hat: Bedingungen zu schaffen, durch die Kinder lernen, selbständig zu denken und ihre Gedanken gründlich, zusammenhängend und originell zu formulieren. Lipmans erste Erfahrung hat sich schnell bewährt, so dass er sie gemeinsam mit Ann Margaret Sharp weiterentwickelt. Sie schaffen neue Romane, in denen Themen der Ethik, der Ästhetik und der Politik angesprochen werden. Das Ziel bleibt dasselbe: Kindern soll ermöglicht werden, sich mithilfe von Prinzipien der philosophischen Diskussion am Gedankenaustausch zu beteiligen. Die praktische Auseinandersetzung von Kindern mit Philosophie erfährt heute ein wachsendes Interesse, da sie das kritische und das kreative Denken, das Selbstvertrauen und die Sozialisation der Kinder fördert und somit einen Beitrag für die Bildung einer autonomen, freien und verantwortungsbewussten Persönlichkeit leistet. „Jedes Kind wird zum aktiven Mitglied eines Überlegungsprozesses, der es nach und nach dazu führt, sein Urteil zu nuancieren; ein praktisches Urteil, das es täglich braucht und in einer demokratischen Gesellschaft immer häufiger brauchen wird.“ (Michel Sasseville) Diese von der UNESCO als Förderungsmethode für die demokratische Bildung anerkannte Praxis wird inzwischen in Schulen von zirka sechzig Ländern angewendet. Eine spielerische Herangehensweise an die Denkfähigkeit: der philosophische Dialog Die Praxis des philosophischen Dialogs in der Schulklasse hat zum Ziel, den Einsatz und die Festigung der Denkfähigkeit zu fördern. Man könnte sagen, dass es sich dabei um geistige Prozesse handelt, die der Überlegung dienen, oder um Ressourcen der Intelligenz, die das Urteilsvermögen unterstützen. Die Denkfähigkeit wird in vier Hauptkategorien unterteilt: - beurteilen (zum Beispiel: klassifizieren, Hypothesen formulieren, Gründe angeben, definieren, verallgemeinern) - konzeptualisieren (zum Beispiel: definieren, unterscheiden, Konzepte vergleichen...) - suchen (zum Beispiel: hinterfragen, Hypothesen formulieren, kontrollieren, sich selbst korrigieren... ) - übersetzen (zum Beispiel: neu formulieren, zusammenfassen...) Ablauf einer philosophischen Sitzung mit Kindern „Auf den ersten Blick unterscheidet sich die Diskussion nicht von der Unterhaltung, in der sich Kinder über Dinge austauschen, die sie interessieren. Aber ein geschultes Auge wird bemerken, dass die Äusserungen nach und nach vom Bedürfnis begleitet werden, gemeinsam zu räsonieren, Informationen auszutauschen, die benutzten Begriffe zu definieren, Voraussetzungen zu enthüllen, Auswirkungen zu untersuchen (...), den Wert der geteilten Gründe abzuwägen.“ (Michel Sasseville) Normalerweise wird die Praxis des philosophischen Dialogs in folgenden Etappen durchgeführt: 1. Die Kinder sitzen in einem Kreis 2. Die Betreuungsperson wählt einen Text, ein Gedicht, einen philosophischen Roman, um eine gemeinsame Geschichte zu teilen. Je nach Lesevermögen der Kinder lesen sie selbst einen kurzen Paragraphen vor. Dies ermöglicht der Gruppe, die Stimme jedes Einzelnen zu hören; auch derjenigen, die normalerweise nicht zu Wort kommen. 3. Wenn die Lektüre beendet ist, werden die Kinder dazu aufgefordert, ihre Gedanken zum Text oder die empfundenen Gefühle auszudrücken. „Was hat euch interessiert, erstaunt? Was habt ihr verstanden, nicht verstanden?“ 4. Alle Fragen werden auf der Wandtafel gemeinsam mit dem Namen des Kindes notiert. Auch wenn eine Frage auf den ersten Blick keinen Bezug zum Text hat kann sie die Bedenken des Kindes enthüllen. Denn diese gilt es in den Vordergrund zu stellen. 5. Die Wahl der Frage, die diskutiert werden soll, kann entweder von der Klasse per Abstimmung oder von der Betreuungsperson getroffen werden. 6. Sobald die Frage ausgewählt ist, beginnt die Diskussion. Wer die Frage gestellt hat, wird aufgefordert, seine Gedanken zu erklären und zu beschreiben, warum er oder sie diese Frage formuliert hat. 7. Der Dialog zwischen den Kindern führt die Gruppe dazu, über die gestellte Frage nachzudenken und dadurch, mithilfe der Betreuungsperson, die für das kritische Denken notwendige Geschicklichkeit des Denkens zu entwickeln. Einige Beispiele aus unserer Praxis des philosophischen Dialogs Wir haben viele philosophische Dialoge mit Kindern von zehn bis zwölf Jahren zum Thema Kinderrechte geführt, insbesondere zum Artikel 29 der UN-Konvention über die Rechte des Kindes. Art. 29: Was Kinder in der Schule lernen sollen „In der Schule soll nicht nur gelesen, geschrieben und gerechnet werden. Kinder sollen auch ihre besonderen Begabungen kennen lernen und diese vertiefen. Sie sollen lernen ihre eigene Meinung zu haben, diese zu sagen und die Meinung der anderen anzuhören und anzunehmen. Sie sollen lernen, eine gemeinsame Lösung bei unterschiedlichen Meinungen zu suchen. Sie sollen lernen sich zu informieren und ihre eigenen Ideen auszuprobieren. Es ist wichtig, dass Kinder die Sitten und Bräuche ihres Landes kennen und sich wohl fühlen und auch stolz sind, wenn sie tanzen, singen und leben, wie sie es in ihrer Heimat tun würden. Kinder sollen ihre Muttersprache kennen und sprechen. Mädchen und Jungen haben die gleichen Rechte und Pflichten. Ausländerkinder haben die gleichen Rechte wie die einheimischen Kinder. All dies zu respektieren soll jedes Kind lernen. Zu lernen, dass Frieden besser ist als Krieg, der Schutz der Umwelt wichtiger ist als die Zerstörung, macht dich mitverantwortlich für unsere Erde. Dies zu lernen bedeutet danach zu leben. Und doch ist es manchmal schwierig eine gemeinsame und gerechte Lösung zu finden, wenn du z. B. mit jemandem Streit hast. Versuchen soll man es aber auf jeden Fall.“ Nach der Lektüre dieses Artikels haben die Kinder verschiedene Fragen gestellt. Diese Frage wurde für die erste Diskussion ausgewählt: Kann ein erwachsener Mensch leben, ohne zur Schule gegangen zu sein? Kind 1: Ich würde sagen, nicht wirklich. In der Schule lernst du und um Arbeit zu finden, ist es schon besser. Wenn du nicht zur Schule gehst, wird es in der Zukunft schwierig sein. Man kann nichts kaufen, wenn man nicht arbeitet, man hat kein Geld. Man muss betteln gehen. Betreuungsperson: Wenn ich deine Idee zusammenfasse, dann heisst das, wenn man nicht zur Schule geht, wird man keine Arbeit haben, also kein Geld, also wird man betteln müssen. Sind alle mit dieser Ideenfolge einverstanden? Kind 2: Nein, man kann sich das Rechnen selber beibringen. Zum Beispiel kennen die kleinen Kinder, bevor sie zur Schule gehen, die Zahlen schon oft. Dennoch sind sie nicht in der Schule. In diesem Ausschnitt taucht das logische Denken auf. Mit einer anderen Gruppe wurde zum gleichen Text eine andere Frage weitergeführt: Warum haben die Mädchen und die Jungen die gleichen Rechte und Pflichten? Kind 1: Ich bin nicht einverstanden. Ich finde, dass die Jungen und die Mädchen die gleichen Rechte haben, aber nicht die gleichen Pflichten. Betreuungsperson: Warum? Kind 1: Weil wir alle verschieden sind. In diesem Ausschnitt sucht das Kind nach Gründen, um seine Meinung zu unterstützen. Kind 1: Für mich haben wir alle die gleichen Reche, ob man jetzt ein Mädchen ist oder ein Junge. Aber manchmal, in armen Ländern, können die Mädchen nicht zur Schule gehen und die Jungen arbeiten super hart. Kind 2: Für mich haben wir alle auch die gleichen Rechte. Aber dennoch darf ich, zum Beispiel, nicht nach 22h30 ins Bett (das Kind 2 ist ein Mädchen), R (ein Junge) schon. Hier geben sie Gegenbeispiele zur Hypothese, die sie aufgestellt haben, d.h., dass Mädchen und Junge die gleichen Rechte haben. Mögliche Verbindungen zu den Kinderrechten Die Kompetenzen, die im philosophischen Dialog erworben werden, unterstützen unserer Meinung nach die Kinderrechte und eine pazifistische Erziehung. Kinder, die philosophieren: - erstaunen sich gerne über ihre eigenen Gedanken und die Gedanken anderer - denken gemeinsam: sie hören zu und trauen sich, ihre eigenen Gedanken zu äussern - entwickeln genaue und kohärente Denkweisen - formulieren ihre eigene Meinung über vorgefasste Ideen hinaus - entwickeln eine kreative Denkweise - geben ihren Lebenserfahrungen einen Sinn - lernen, auszuwählen und Entscheidungen zu treffen - finden sich in der heutigen Welt besser zurecht - nehmen ihren Platz in einer Gruppe und in der Gesellschaft wahr - leben besser gemeinsam „Wenn Kinder die Möglichkeit haben, sich über die Bedeutung der Konzepte im Zusammenhang mit Frieden und seinem Gegenstück, der Gewalt, Gedanken zu machen, entwickeln sie daraus ihre eigenen Schlüsse. Eine Erziehung mit dem Ziel der Gewaltprävention muss Kindern einerseits ermöglichen, die verschiedenen Gewaltformen definieren zu können, andererseits muss sie zum Verständnis sowie zur praktischen Auseinandersetzung der mit Gewaltreduktion und Friedensentwicklung verbundenen Themen beitragen.“ (Michel Sasseville) ProPhilo, ein Verein mit aussagekräftigem Namen ProPhilo ist eine Non-Profit-Organisation aus der französischen Schweiz und steht allen offen. Ihr Ziel ist es, die Praxis des philosophischen Dialogs in der Gesellschaft dort zu fördern, zu entwickeln und zu unterstützen, wo sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene begegnen. Die dafür gewählte Herangehensweise ist diejenige des amerikanischen Philosophen Matthew Lipman. Sie sieht verschiedene Ausbildungen, Konferenzen, praktische Ateliers, Animationen sowie den begleiteten philosophischen Dialog vor. |
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